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Qualitätsmanagement in der Ionenanalytik von Wasseranalysen
- Validierung eines ionenchromatographischen Verfahrens -
R.Ellinghaus, Vortrag i.
d. Hess. Landesanstalt f. Waldforschung 07/99 (später: Abt.FIV bei Hessen-Forst, heute: Teil d. Nordwestdtsch. Forstl. Versuchsanstalt (NWFVA)) (aktualisiert 10/07) |
Zu Absatz: | Valid.
Tl.2 Schema |
Valid.
Tl.2 Ergebnisse |
Valid.Tl.3 |
Die HLVA Kassel untersucht im Rahmen der hessischen Waldschadensforschung jährlich rund 6000 Wasserproben.
Alle hierzu eingesetzten Analysenverfahren (Prüfverfahren) sind nach DIN EN ISO 17025 bzw.
waren vormals nach DIN EN 45001 akkreditiert.
Da die ionenchromatographische Bestimmung (
In Teil 1 wurde das
IC-Verfahren an zertifiziertem Referenzmaterial und einer Ringuntersuchung zunächst als grundsätzlich geeignet qualifiziert.
Die gefundenen Gehalte stimmten mit den zertifizierten bzw. den Mittelwerten aus
der Enquête unter Berücksichtigung der Streubreiten gut überein.
Teil 1a / Validierung über BCR-Standardreferenzmaterialien
Standard |
Parameter |
Zertifizierter |
Gefundener Gehalt (mg/l) |
||
|
|
|
IC |
FL-AES |
CFA |
CRM 408 |
Na |
0,97 ± 0,03 |
0,90 ± 0,03 |
0,99 ±0,02 |
|
|
NO3 |
1,24 ± 0,04 |
1,19 ± 0,06 |
|
1,17 ± 0,03 |
CRM 409 |
Na |
1,90 ± 0,05 |
1,83 ± 0,03 |
1,94 ± 0,02 |
|
|
K |
0,17 ± 0,02 |
0,20 ± 0,02 |
0,20 ± 0,02 |
|
|
NH4 |
1,90 ± 0,05 |
1,82 ± 0,05 |
|
1,86 ± 0,05 |
|
NO3 |
4,84 ± 0,12 |
4,77 ± 0,11 |
|
4,66 ± 0,06 |
Teil 1b / Validierung über Wasserenquêten
a) TLL Jena / VDLUFA FG XI / Nr. 75/97/Q
Probe |
Parameter |
Mittelwert |
Gefundener |
Verfahren |
|
|
(mg/l) |
(mg/l) |
|
1 / Sickerw. |
Na |
1,64 ± 0,11 |
1,78 ± 0,03 |
IC |
|
K |
1,66 ± 0,11 |
1,62 ± 0,02 |
IC |
|
NO3 |
11,04 ± 0,94 |
10,58 ± 0,24 |
IC |
2 / Deposition |
Na |
0,21 ± 0,03 |
0,18 ± 0,02 |
IC |
|
K |
0,14 ± 0,03 |
0,13 ± 0,01 |
IC |
|
NO3 |
1,44 ± 0,11 |
1,28 ± 0,06 |
IC |
b) Hydrobiol.Inst.Pallanza / Europ.Com. / AQUACON 'Subproj.6' 1/97
(Auswertung der deutschen Laboratorien (durch LUA NRW))
Probe |
Parameter |
Mittelwert |
Gefundener |
Verfahren |
|
|
(mg/l) |
(mg/l) |
|
1 / Simulat. Rain |
Na |
1,71 ± 0,12 |
1,60 ± 0,03 |
FL-AES |
|
K |
0,46 ± 0,07 |
0,37 ± 0,04 |
FL-AES |
|
NH4 |
1,79 ± 0,17 |
1,72 ± 0,03 |
CFA |
|
NO3 |
5,58 ± 0,22 |
5,53 ± 0,07 |
CFA |
2 / Simulat. Rain |
Na |
0,18 ± 0,03 |
0,16 ± 0,02 |
FL-AES |
|
K |
0,36 ± 0,09 |
0,31 ± 0,03 |
FL-AES |
|
NH4 |
0,53 ± 0,06 |
0,51 ± 0,03 |
CFA |
|
NO3 |
0,70 ± 0,09 |
0,62 ± 0,03 |
CFA |
Weitere Validierungsmaßnahmen sehen Akkreditierungsstellen i.d.R. in der Erarbeitung wesentlicher statistischer Verfahrenskenndaten. Da jedoch die Matrices von
Freilanddepositionen über Kronendurchlässe und Stammabläufe bis zu Bach- und Sickerwässern weit variieren, und zur Klärung von Matrixeinflüssen die Probenmengen zu umfangreichen Parallelen zu begrenzt
waren, wurde die weitere Validierung (Teil 2) über Gleichwertigkeitskriterien im methodischen Vergleich mit normierten Referenzverfahren abgewickelt.
Für
In Teil 2 wurden nun der Vorschrift und dem Ablaufschema der DIN 38402-71 (Gleichwertigkeit zweier Analysenverfahren aufgrund des Vergleichs der Untersuchungsergebnisse an der gleichen Probe) folgend parallel für die IC als Vergleichsverfahren (VV) und die FL-AES bzw. CFA als Referenzverfahren (VR) matrixfreie Kalibrierungen mit Standardlösungen und nicht matrixfreie Wiederholanalysen an einer Wassermischprobe einbezüglich umfangreicher Standardadditionen durchgeführt, ausgewertet und verglichen.
Die Prüfung nach DIN
38402-71 lief wie folgt ab:
(Anm.: Schritte sind im Ablaufschema
als Rechtecke, Entscheidungen als Rauten dargestellt.) :
a) Wahl der
praxisgerechten Messbereiche für Na, K, NO3:
0,1-10 mg/l
b)
Wahl des praxisgerechten Messbereiches für NH4:
0,1-1 mg/l
a)
Die Messbereiche für Na und K sind in der Flammenphotometrie und der
Ionenchromatographie von vergleichbarer Größenordnung.
b)
Die Messbereiche für NO3 und NH4
sind es in der Kontinuierlichen Fließanalyse und der
Ionenchromatographie ebenso.
a) Mit 15-17 Kalibrierlösungen, verteilt über die Messbereiche, wurden parallel matrixfreie Kalibrierungen mit dem
Vergleichsverfahren IC und den Referenzverfahren (Na, K :
FL-AES; NO3, NH4: CFA) durchgeführt.
b) Die Berechnung von Verfahrenskenndaten, u.a. der Verfahrensstandardabweichung, erfolgte daraus nach Ausreißereliminierung über die AQS-Software SQS 3.3 (Perkin-Elmer). Alle Kalibrierfunktionen erwiesen sich als einfach linear.
Der Vergleich der Verfahren über die Feststellung signifikanter Unterschiede der Verfahrensstandardabweichungen sxoV (Vergleichsverfahren) bzw. sxoR (Referenzverfahren) wurde nach Ausreißereliminierung über einen F-Test (nur erforderlich, wenn (sxoV)2 > (sxoR)2 !) abgewickelt.
Prüfgröße (PG) = (sxoV)2 /
(sxoR)2
Vergleichsgröße (VG) = F-Tabellenwert (P = 99%)
Es gilt: Ist PG > VG, sind die Verfahrensstandardabweichungen und mithin die Verfahren signifikant verschieden.
a) PG (Na) = 3,44
/ VG (Na) = 3,92
b) PG (K) = 2,18
/ VG (K) = 3,66
c) PG (NO3) <1,
d.h. (sxoV)2
< (sxoR)2
d) PG (NH4) <1,
d.h. (sxoV)2 <
(sxoR)2
Daraus folgt die Zwischenaussage: Die Verfahren sind bei matrixfreien Kalibrierungen
nicht signifikant zu unterscheiden!
Aus aktuellen Proben wurde 1 Mischprobe mit messbereichsbezogen
etwa mittlerem Gehalt hergestellt.
a) Die Gehalte der Mischprobe an Na und K wurden parallel jeweils 10-fach mit
IC und FL-AES doppelt bestimmt.
Die Auswertung der Serie 1
erfolgte über die Kalibrierfunktionen,
die der Serie 2 über 2-stufige Standardadditionen.
b) Die Gehalte der Mischprobe an NO3 und NH4 wurden parallel jeweils 10-fach mit
IC und CFA doppelt bestimmt.
Die Auswertung der Serien
erfolgte wie vor .
Die Mittelwerte und Wiederholstandardabweichungen der
10-fach-Bestimmungen wurden berechnet.
Über Grubbs-Tests wurde sichergestellt, dass pro Serie nicht mehr als 1 Ausreißer
auftrat.
t- und F-Tests bestätigten die Vergleichbarkeit der
Mittelwerte und Wiederholstandardabweichungen aller Parameter und Auswertungsvarianten in
den 48 Kreuzvergleichen aller 4 Serien.
Es gilt wiederum:
Sind
die Prüfgrößen (PG) größer als die t- und F-Tabellen zu entnehmenden Vergleichgrößen (VG), sind die
Mittelwerte bzw. die Wiederholstandardabweichungen und mithin die Verfahren signifikant verschieden.
( t-Tests
Na / K ) / ( F-Tests
Na / K ) / ( t-Tests
NO3 / NH4 ) / ( F-Tests NO3 /
NH4 )
Daraus folgt die Endausage:
Die Verfahren sind auch bei nicht matrixfreien Bestimmungen nicht signifikant zu unterscheiden!
Um die Gleichwertigkeit der Verfahren über die Mischprobe hinaus an üblichen Routineserien zu testen, wurden schließlich in
Teil 3 der Validierung 310 Proben mit etwa gleichen Anteilen der verschiedenen Wasserherkünfte und damit auch Gehaltsklassen mit der IC und der FL-AES bzw. CFA jeweils doppelt vermessen, die Ergebnisse, die oberhalb der Bestimmungsgrenzen lagen, a) regressionsanalytisch verrechnet und b) Wiederfindungsraten für die Ionenchromatographie mit den Referenzverfahren als 100%-Basis bestimmt.Teil 3 gestaltete sich im Detail wie folgt:
Probenzahl : 310
Ausgewertete Mittelwerte aus Doppelbestimmungen oberhalb der Bestimmungsgrenzen (BG):
Na:
310
(BG: 0,2 mg/l); K:
307 (BG:
0,1 mg/l);
NO3: 303
(BG: 0,15 mg/l); NH4:
207
(BG: 0,05 mg/l)
a) Regressionsanalysen:
Fazit: Regressionskoeffizienten
(Steigungen) um 1 und Bestimmtheitsmaße (r2) nahe 1 zeigen, dass
die Ionenchromatographie auch bei heterogenen Routineproben
zu gut vergleichbaren Ergebnissen führt.
Parameter |
Wiederfindungsraten IC (%) |
Min. |
Max. |
|||||||
|
70-84 |
85-89 |
90-110 |
111-115 |
116-130 |
mg/l |
||||
|
% der Proben |
|
||||||||
Na |
-- |
2,3 |
95,1 |
2,6 |
-- |
0,2 |
19,5 |
|||
K |
-- |
5,4 |
90,1 |
4,5 |
-- |
<0,1 |
68,1 |
|||
NO3 |
-- |
4,9 |
94,4 |
0,7 |
-- |
<0,15 |
78,2 |
|||
NH4 |
4,3 |
3,4 |
42,6 |
19,3 |
30,4 |
<0,05 |
12,6 |
Interpetation: Die WFR bei Kalium, Natrium und
Nitrat bei über 90% der Proben zwischen 90%-110% und keiner Probe >15%
abweichend von den Referenzverfahren belegen die Brauchbarkeit des
ionenchromatographischen Verfahrens ebenso eindeutig wie alle bisherigen
Validierungsergebnisse.
Lediglich für Ammonium bei lediglich 42,6% der Proben zwischen 90%-110% WFR, wenn auch
keine Probe >30% von dem Referenzverfahren abweichend, scheint das nicht so eindeutig zu gelten. 49,7% der Proben zwischen 111%-130%
WFR vermitteln den Eindruck ionenchromatographischer Mehrbefunde. Bei näherer Betrachtung relativiert sich der Eindruck indes, da ca. 50% der Proben niedrigere Gehalte zwischen
Bestimmungsgrenze und 0,2 mg/L aufweisen, und ausschließlich sie bei relativ größerer Streuung die Wichtung verursachen. Für diesen Konzentrationsbereich kann die Wichtung im Sinne der Vergleichbarkeit der Verfahren aber toleriert werden.
Zusammenfassung
Ziel: Validierung der ionenchromatographischen Bestimmung von Natrium, Kalium, Ammonium in Forstwässern im Rahmen der Akkreditierung (daneben die Überprüfung der bereits normierten ionenchromatographischen Bestimmung von Nitrat)
Problem: kein Normverfahren für die IC-Kationenbestimmung publiziert, Validierung des Hausverfahren erforderlich
Vorgehen: Validierung nach einem 3-teiligen Konzept
Teil 1: Feststellung der Eignung des Hausverfahrens und der für Teil 2 erforderlichen Referenzverfahren über Standardreferenzmaterialien und Ringuntersuchungen
Teil 2: Feststellung der statistischen Gleichwertigkeit des Hausverfahrens mit normierten Referenzverfahren (Flammenphotometrie (Na, K) bzw. Kontinuierliche Fließanalyse mit photometrischer Detektion (NH4)) an Kalibrierlösungen und einer Mischprobe nach Vorschrift der DIN 38402, Teil 71.
Teil 3: Auswertung von Regressionsanalysen zwischen Haus- und Referenzverfahren sowie Ermittlung von Wiederfindungsraten für das Hausverfahren bezogen auf die Referenzergebnisse an Routineproben (n>300)
Fazit: Das kationenchromatographische Hausverfahren ist nach DIN 38402-71 signifikant gleichwertig den getesteten normierten Referenzverfahren. Die weiteren Validierungsergebnisse bestätigen dieses Ergebnis eindrucksvoll auch für Routineuntersuchungen an größeren Probenkontingenten.
Das Hausverfahren war damit hinreichend validiert und wurde 1999 akkreditiert !
Die Herkunft des Lake-Applets finden Sie unter Links .