Stand: 23.11.2007 |
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Baumaßnahmen an der Hessischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Kassel 1986-1997
Die historischen Gebäude
der HLVA in Kassel-Harleshausen, Am Versuchsfeld 13, stammen aus den Jahren
1908-10. An Hand von Gutachten staatlicher und kommunaler Behörden
konnte die HLVA die vorgesetzten Dienststellen 1984 von der Notwendigkeit
des Baus moderner Labor- und Versuchsgebäude und der Sanierung der
Altgebäude überzeugen.
Verteilt auf die Standorte Kassel
und Darmstadt verband die HLVA mit den Baumaßnahmen auch den Wunsch
nach Vereinigung beider Häuser. Einer kompletten Zusammenführung
wurde zwar zum damaligen Zeitpunkt nicht zugestimmt, die HLVA aber beauftragt,
für den Standort Kassel einen Bauantrag vorzulegen, der die Verlegung
eines Teils der Darmstädter Anstalt nach Kassel beinhalten sollte.
Der Bauantrag von 1984 umfasste
folgende Maßnahmen:
1. Neubau eines Laborgebäudes
2. Neubau einer Pflanzenbaulichen
Versuchsstation, bestehend aus:
a) Vegetationsgefäßanlage
(Gewächshaus)
b) Kleinfeldbetonkastenanlage
c) Lysimeteranlage
d) Nebengebäuden u.a. als
Scheunenersatz (s.4.)
3. Umbau des Laborgebäudealtbaus
sowie eines Nebengebäudes in ein Verwaltungsgebäude
4. Umbau der zur Liegenschaft
gehörigen Scheune in ein Versammlungs- und Tagungsgebäude
Mit Rücksicht auf die umgebende niedriggeschossige Wohnbebauung entwickelte das mit der Bauausführung beauftragte Staatsbauamt Kassel für den 1.Bauabschnitt, Laborgebäudeneubau, eine dreigeschossige Lösung. Mit großflächigen Stahl-Glas-Elementen wurde der weitläufige Baukörper in 5 Bauteile (A-E) gegliedert. Statt eines Firstdaches wurde eine Dachkonstruktion gewählt, die die Unterbringung der zahlreichen Abluftkamine versenkt in einem Mittelgang erlaubte.
Abb. 1 Betondachkonstruktion am Laborgebäudeneubau
Die Realisierung des Verbindungsbauteils
A zwischen Alt- und Neubau wurde zunächst zurückgestellt und
1986 mit dem Bauteil B begonnen. die offizielle Grundsteinlegung folgte
im Mai 1987, und das Richtfest konnte im Mai 1988 gefeiert werden. Der
Bezug der neuen Laboratorien fand schließlich nach 5-jähriger
Bauzeit im Juni 1991 statt.
Das Gebäude verfügt
in gleichmäßigem Raster beidseitig von Mittelfluren über
ein- bzw. mehrachsige Labor- und Büroräume von rund 20 qm Fläche
bzw. einem Vielfachen davon. Zu jedem Raum ist im Flur ein Installationsschacht
angeordnet, durch den sämtliche Ver- und Entsorgungsleitungen verlaufen.
Die Auswahl der Laboreinrichtungen
erfolgte nach einem flexiblen Baukastenprinzip.
Abb. 2 Teilvorderansicht des Laborgebäudeneubaus
Für Frischluft sorgen drei
Gebläse mit einer Gesamtleistung von 150.000 Kubikm./Std. Jedes Laboratorium
hat einen ständigen Grundluftwechsel, der bei Inbetriebnahme ablufttechnischer
Einrichtungen variabel gesteigert werden kann. Spezialräume sind zusätzlich
klimatisiert. Das gesamte Dachgeschoß ist der Ablufttechnik vorbehalten.
Kernstück sind 11 Großventilatoren mit einer Einzelleistung
von rund 9.000 Kubikm./Std.
Für die Wärmeerzeugung
mit Energieträger Gas stehen zwei 1MW-Kessel, für die Kühlung
zwei Kältemaschinen mit einer Gesamtleistung von 450 KW zur Verfügung.
Weitere zentrale haustechnische Einrichtungen sind u.a. ein Kühlwasserkreislaufsystem,
eine zisternengespeiste Brauchwasserentsalzungsanlage, eine Laborabwasserbehandlungsanlage
und eine zentrale Sondergas- und Druckluftversorgung. Für Wartungsaufgaben
an der Haus- und Labortechnik steht auch eine Werkstatt zur Verfügung.
Der Verbindungsbauteil A zwischen
Alt- und Neubau wurde von 1992 bis 1994 errichtet.
Noch vor Beginn der Arbeiten
am Verbindungsbauteil fand 1991 der erste Spatenstich für den 2.Bauabschnitt,
die Pflanzenbauliche Versuchsstation, statt.
Er umfasste die Teile Vegetationsgefäß-,
Betonkasten- und Lysimeteranlage. Verschoben wurde die Planung der als
Scheunenersatz gedachten Nebengebäude.
Begonnen wurde
mit der Betonkasten- und der Lysimeteranlage für Vegetationskleinfeldversuche.
Erstere umfasst 312 quadratische, unten offene Kästen mit einem Bodenfassungsvermögen
von 1 Kubikmeter, die auf dem gewachsenen Erdreich aufsitzen.
Abb. 3 Bau der Betonkastenanlage
Letztere verfügt im Unterschied
dazu über eine Unterkellerung. Die Kästen mit den Innenmaßen
L x B x H: 1x1x1,5 m sind hier aus Edelstahl und haben als unteren Abschluss
ein Lochblech, durch das Sickerwasser aus der Bodenfüllung austreten
und aufgefangen werden kann. Die Anlage verfügt über 32 solcher
Lysimeter und 2 weitere mit Kiesbettfüllung zur Niederschlagskontrolle.
Die Bodenbefüllung der Lysimeter
war ein besonderes Ereignis in der Baugeschichte. Auf dem Gelände
der Liegenschaft wurden hierzu Bodenquader ausgestochen. Zunächst
versenkte ein schwerer Bagger die unten noch offenen
Edelstahlkästen in das Erdreich. Nach Aufgraben an den Seiten und
Einschieben der Lochbleche zur Abtrennung der Monolithen vom Unterboden
wurden die annähernd 4 t schweren Blöcke schließlich aus
dem Erdreich gehoben und in die Lysimeteranlage eingesetzt.
Abb. 4 Bodenausstich für die Lysimeteranlage
Die Fertigstellung der Kastenanlagen
erfolgte 1993.
Der Bau der Vegetationsgefäßanlage
begann 1992 und wurde 1994 abgeschlossen.
Die Anlage besteht aus zwei Teilen,
einem zweischiffigen Gebäude mit Arbeitsräumen und einem Doppelgewächshaus
für die Aufstellung der Vegetationsgefäße, deren Einzelschiffe
in Abhängigkeit von den Witterungsverhältnissen
vollautomatisch über das Gebäude gefahren werden können.
Herzstück der technischen Einrichtung sind zwei rechnergesteuerte
Gefäßtransport- und gießanlagen für dieAufstellung
von 700 Vegetationsgefäßen.
Abb. 5 Fahrbare Dachkonstruktion des Gewächshauses im Aufbau
Mit dem 3. Bauabschnitt, den
Sanierungsumbauten an den Altgebäuden, wurde 1994 begonnen. Sie endeten
als vorläufig letzte Maßnahme 1997.
Mit dem Wiederbezug wurden im
Laborneubau nun die Flächen frei, die seit 1984 für die geplante
Teilverlegung der Darmstädter Anstalt nach Kassel vorgesehen waren.
Sie wurde noch 1997 realisiert.
Die Rohbausanierung der Altbauten
umfasste den Abbruch eines Anbaus und die weitgehende Entkernung und den räumlichen
Neuaufbau des Haupt- und Nebengebäudes. Damit verbunden waren der
Rückbau eines nach dem Krieg zusätzlich eingezogenen Geschosses
sowie Putz- und Dachdeckarbeiten, die die Gebäude äußerlich
in den historischen Originalzustand brachten.
Abb. 6 Fassadenerneuerung der historischen Gebäude
Die Laborausstattung wurde dem
technischen Standard des Neubaus angeglichen.
Für den 4. Bauabschnitt,
Scheunenumbau, und die Baumaßnahme Nebengebäude Pflanzenbauliche
Versuchsstation wurden die Planungen eingestellt, die Realisierung ist unklar.
Zu ergänzen ist, dass 1999
schließlich doch der Rest der Anstalt Darmstadt nach Kassel verlagert
werden konnte, allerdings nicht durch weitere funktional an sich erforderliche
Baumaßnahmen ermöglicht, sondern durch interne Strukturänderungen
und räumliche Notbehelfe.
Die HLVA, heutige Abteilung VI des Hessischen Landeslabores, dankt den vorgesetzten
Dienststellen und dem Staatsbauamt Kassel, heute: Hessisches Baumanagement
(HBM), für die langjährige
gute Zusammenarbeit während der Neubaumaßnahmen in Kassel-Harleshausen.