Stand: 01.01.2009

      
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Geschichte der Hessischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt (HLVA),
später: Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) im
Hess. Dienstleistungszentrum für Landwirtschaft, Gartenbau und Naturschutz (HDLGN)
heute: Bereich 'Landwirtschaft' der Abt. IV 'Landwirtschaft und Umwelt' im Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL)

Im 19.Jahrhundert gab es in Deutschland vermehrt Hungersnöte. Ursachen waren neben kriegsbedingt zerstörten Feldern Missernten durch Pflanzenkrankheiten, Schädlingsbefall und Nährstoffarmut der Böden. Dringend wurde nach Möglichkeiten gesucht, landwirtschaftliche Erträge zu verbessern.
Die agrikulturchemische Lehre Liebig's, die damals mehr Beachtung fand als die etwas früher erarbeiteten Grundlagen Sprengel's, wirkte hier revolutionierend. Seine und Sprengel's wissenschaftliche Erkenntnisse mussten der Praxis aber erst zugänglich gemacht werden.
Es war der Agrikulturchemiker Stöckhard, der 1855 auf der Generalversammlung der kurhessischen landwirtschaftlichen Vereine mit einem Vortrag ‘Nutzen der Agrikulturchemie, der Laboratorien und der Versuchsstation für die praktische Landwirtschaft’ den Anstoß gab, eine Kommission zur Planung einer Landwirtschaftlichen Versuchsstation in Kurhessen zu bilden.
1857 konnte die Versuchsstation auf der Domäne Heydau mit Laboratorien im Schloss Heydau eingerichtet werden, 1865 wurden größere Arbeitsräume in Altmorschen bezogen und 1880 folgte der Umzug nach Marburg. An seinem heutigen Standort Kassel befinden sich die Laboratorien und Versuchsflächen seit 1910.
1871 wurde auch im zweiten damaligen hessischen Staat Hessen-Darmstadt eine Landwirtschaftliche Versuchsstation mit Standort Darmstadt gegründet. 1872 übernahm der bekannte Agrikulturchemiker Paul Wagner die Leitung, der fünf Jahrzehnte Direktor blieb und dessen Name mit bedeutenden wissenschaftlichen Leistungen verbunden ist. Er erarbeitete u.a. Versuchspläne für Gefäß- und Feldversuche, die es bis dahin nicht gegeben hatte, und ließ auf dem Darmstädter Versuchsfeld nicht nur eine Gefäßstation, sondern auch eine ‘Kastenanlage’ für Düngungsexaktversuche einrichten. Die Landwirtschaftliche Versuchsstation Darmstadt entwickelte sich zu dieser Zeit dank Wagner zum Zentrum der Düngeeforschung in Deutschland.
Aus den Landwirtschaftlichen Versuchsstationen Kassel und Darmstadt, in den 20-er Jahren in ‘Versuchsanstalten’ umbenannt, ging schließlich die ‘Hessische Landwirtschaftliche Versuchsanstalt’ hervor.
Die Entwicklung der beiden ehemals streng getrennten Einrichtungen verlief im 20.Jahrhundert bis zu ihrer Vereinigung 1970 bei gleichen äußeren Anforderungen ähnlich. Bis in die 40er-Jahre umfasste das Untersuchungswesen im wesentlichen die Bereiche Bodenkunde und Pflanzenernährung, Pflanzenbau und Pflanzenschutz sowie Nahrungsmitteluntersuchungen. Im Mittelpunkt stand dabei das Pflanzenbauliche Versuchswesen. Zu diesem Zweck wurde auch in Kassel ein ‘Vegetationshaus’ eingerichtet.
Nach dem 2.Weltkrieg, der an beiden Standorten große Schäden anrichtete, wurde dann die analytisch-chemische Kapazität zügig ausgebaut, und das chemische Untersuchungswesen landwirtschaftlicher Produkte und Produktionsmittel trat deutlich in den Vordergrund.
Die Hauptaufgaben ab den 50er- und 60er-Jahren waren:

Mit dem Übergang der Landwirtschaftlichen Zentralvereine in die Landwirtschaftskammern um die vorvorige Jahrhundertwende waren die Versuchsstationen in den Besitz der Landwirtschaftskammern übergegangen. Das blieb so, bis 1970 im Zuge einer Neuordnung der hessischen Agrarverwaltung die Kammern aufgelöst wurden, und die organisatorische Zusammenlegung der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalten Kassel und Darmstadt als nachgeordnete Dienststelle des Hessischen Landwirtschaftsministeriums vollzogen wurde. Die örtliche Trennung blieb bestehen, die Zusammenlegung führte aber zu einer neuen Aufgabenverteilung, die sowohl der modernen Entwicklung in der Landwirtschaft von reiner Produktionstechnik hin zu Qualitätsförderung und Umweltverträglichkeit der Produktion als auch dem finanziellen Gebot, nicht an zwei Standorten die gleiche analytische Instrumentierung einrichten zu können, gerecht werden musste.
Grob umrissen wurde in Kassel die anorganische und in Darmstadt die organische Analytik konzentriert. Parallele Tätigkeiten blieben bei den milchwirtschaftlichen Untersuchungen bestehen, um ein regionales Angebot zu erhalten. In Südhessen hatte bis dahin die Milchwirtschaftliche Untersuchungsanstalt Frankfurt die Untersuchungen durchgeführt. Ihre Aufgaben wurden bei der Neuordnung an die HLVA Darmstadt übertragen.
Eine entscheidende standortpolitische und zukunftgerichtete Entwicklung begann 1984. Bereits in den 70er-Jahren wurde deutlich, dass das Laborgebäude in Kassel dem Raumbedarf und den Anforderungen moderner Agrikultur- und Umweltchemie nicht mehr gerecht werden konnte. Auf Grund von Gutachten konnte die HLVA die vorgesetzten Dienststellen 1984 von nötigen Neubau- und Sanierungsmaßnahmen überzeugen. Die Planung bezog auch die Verlegung eines Teils der Darmstädter Bereiche nach Kassel ein. Dem Wunsch nach einer vollständigen Zusammenlegung beider Häuser wurde zum damaligen Zeitpunkt allerdings nicht entsprochen.
Die Baumaßnahmen wurden in vier Abschnitte gegliedert:
Baubeginn war 1987. Die Fertigstellung des neuen Laborgebäudes erfolgte 1991, der Pflanzenbaulichen Versuchsstation 1994 und der Altbauten 1997, der 4.Bauabschnitt wurde nicht mehr realisiert.
Mit dem Abschluss der Sanierung der Altgebäude erfolgte auch der Wechsel ca. der Hälfte der Darmstädter Bereiche nach Kassel.
In den 90er-Jahren legte die HLVA den vorgesetzten Dienststellen eine Reihe weiterer Bauanträge vor, in denen erneut Varianten zur angestrebten Einhäusigkeit vorgestellt wurden. Obwohl auf die Zustimmung zu den letztlich auf Umbauten reduzierten Maßnahmen noch gewartet wurde, traf die HLVA im Vorgriff darauf 1998 die historische Entscheidung, den Standort Darmstadt zu schließen und damit eine dort über 125 Jahre dauernde landwirtschaftliche Versuchs- und Untersuchungstätigkeit zu beenden. Der Wechsel der letzten Bereiche nach Kassel folgte Anfang 1999.
Verwaltungstechnische Entwicklungen brachten der HLVA aber 1998 erneut einen zweiten Standort. Ihr wurde das Labor der Lehr- und Forschungssanstalt für Grünlandwirtschaft und Futterbau Eichhof in Bad Hersfeld angegliedert.
Eine Reform der hessischen Agrarverwaltung beendete schließlich mit Beginn des Jahres 2001 die Eigenständigkeit der HLVA als Dienststelle und brachte die Eingliederung in das neugegründete Hessische Dienstleistungszentrum für Landwirtschaft, Gartenbau und Naturschutz. Das Pflanzenbauliche Versuchswesen wurde dabei einem anderen Bereich der neuen Behörde zugeordnet als die Laboratorien. Letztere bildeten einschließlich des Eichhoflabors 2 Fachgebiete einer Abteilung des Dienstleistungszentrums mit der Eigenbezeichnung 'Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA)'.

   

Zu Beginn des Jahres 2005 wurde das Dienstleistungszentrum jedoch bereits wieder aufgelöst und die LUFA in den neu gegründeten Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) eingegliedert, einer Fusion von Laboreinrichtungen aus den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt, Lebensmitteluntersuchungs- und Veterinärwesen. Ohne weitere Eigenbezeichnung bildete die ehemalige LUFA hier zunächst bis 2008 die eigenständige Abteilung 'Landwirtschaftliches Untersuchungswesen'. Seit 2009 bildet sie nach Zusammenlegung mit einer anderen LHL-Abteilung den Bereich 'Landwirtschaft' in einer neuen Großabteilung 'Landwirtschaft und Umwelt'. 
Das Pflanzenbauliche Versuchswesen wurde bereits 2005 dienstrechtlich von den Laboratorien abgekoppelt und gehört seither zu einem anderen Landesbetrieb, dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH).
Die umfangreiche technische Innovation der Laboratorien im vorletzten Jahrzehnt, die funktionale Vereinigung der Standorte Kassel und Darmstadt und die folgende Einbindung in direkt dem Fachministerium nachgeordnete größere Dienststellen sieht die LUFA bzw. der heutige Bereich 'Landwirtschaft'  im Hessischen Landeslabor als Garantien, trotz wirtschaftlicher Probleme der öffentlichen Hand und resultierenden Personal- und Budgetbeschränkungen weiterhin in guter Tradition ein breitgefächertes und fachlich erstklassiges Angebot an Agrar- und Umweltanalytik für Politik, Fachverwaltung, Öffentlichkeit und Landwirtschaft anbieten zu können.